Wir schreiben den 04.09.2019. Frauchen fängt schon wieder an zu packen und faselt etwas von Urlaub. In die Bretagne soll es gehen, da wäre es schön meint sie….Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Warte nur, ich verstecke mich einfach unter dem Schrank und dann kann mir Frankreich mal den Buckel runter rutschen. Ich weiß ja, was sie tut wenn Sie nach Hause kommt. Erst gibt Sie mir was zu futtern und so tut als wäre alles wie immer um mich dann in die Tasche zu stecken. Davon werde ich mich diesmal nicht täuschen lassen. Sobald wir oben sind, verstecke ich mich einfach.Abends kommt sie nach Hause, nimmt mich auf den Arm- kuscheln – schön! und trägt mich nach oben. Doch was ist das???? Sie stopft mich sofort in meine Tasche! Meint was von nur noch die Milch aus dem Kühlschrank und dann kann es losgehen. Was soll das? Du kannst doch nicht einfach so Deine Abläufe ändern!So nimmt das Schicksal seinen Lauf. Wir wandern ins Wohnmobil, Frauchen startet gut gelaunt den Motor und kündigt an, dass wir heute nur 2,5Std. fahren und dann erst einmal übernachten. Wenigstens steht frisches Futter bereit.
Tja Dobby, das unterscheidet Dich von mir. Aber lass mich weiter erzählen.
Wir starten um 18:00 Uhr mit dem 1.Zwischenziel an der belgisch/französischen Grenze. Dobby trägt es mit Fassung und rollt sich auf dem Beifahrersitz zusammen.
Pünktlich nach 2,5 Stunden treffen wir in Bernissart auf einem freien Stellplatz am Wasser ein. Außer mir, steht noch ein Schweizer Camper dort, ansonsten noch ein paar Angler. Ich gönne mir noch ein Feierabendbier und gehe dann auch bald schlafen.
Unser Ziel Morgen, liegt schon in der Normandie am Phare d’Antifer. Das sind ca. 340km, also auch überschaubar.
05.09.2019
In der Nacht ist es empfindlich kühl, so mache ich morgens – ganz Weichei – mal kurz die Heizung an. Dobby hat keine Meinung zum rausgehen, so trinke ich meinen Pott Kaffee, mache mir einen Tee und Büttercken für die Fahrt und dann geht es weiter.
Ich war lange nicht mehr auf französischen Autobahnen unterwegs und bin so doch ein wenig überrascht über die Preise. Hier mal 12,60€, dort 9,10€ dann 10,70€, das läppert sich und ich verstehe auch nicht ganz, wieso mein kleiner Wingamm mal in Fahrzeugklasse 2 und mal in 3 eingestuft wird. Das muss ich bei Gelegenheit mal googeln.
Apropos googeln: Wenn ich in Schottland dachte, Frau Google spricht schlechtes Englisch, dann solltet Ihr sie mal französisch sprechen hören! Ohne Rückversicherung durch lesen der Routenanweisung, wüßte ich nicht, was sie meint. – Das üben wir aber nochmal.
Um 13:30 Uhr treffen wir bei Sonnenschein am Phare d’Antifer ein und finden noch ein nettes Plätzchen unter dem Leuchtturm mit Blick aufs Meer. So hatte ich das bestellt. Lady Dobby reckt mal kurz die Nase aus dem Mobil, findet es für eine deutsche Wohnungskatze zu windig und legt sich schlafen.
Also ziehe ich mir meine Wanderschuhe an, packe die Kamera und ziehe los. Wunderschöne weiße Kreidefelsen und hellblaues Wasser ziehen mich in ihren Bann. Ich klettere und steige auf den Felsen herum : Famous last Pic 😉
Aber alles geht gut und die Ausbeute erfreulich.
Zurück am Mobil mache ich mir einen Kaffee und setze mich mit Dobby in die Sonne. Am Abend gehe ich noch auf die Jagd nach Sonnenuntergangsbildern und dann ist es auch schon wieder Zeit für mein Buch und das Kopfkissen.
06.09.2019
Aufbruch nach Mont St.Michel. Ich überlege erst, ob ich mir heute die Kosten für die Autobahn spare und über Land fahre, entscheide mich aber zu Gunsten Dobbys dagegen. Die Autobahnen sind zwar teuer, aber auch sehr gut in Schuss, sodass die Prinzessin während der Fahrt in Ruhe schlafen kann, ohne durch Kurven oder Schlaglöcher gestört zu werden. Hinzu kommt, dass man mir heute auch nicht so viel Geld abnimmt. 7,20€ für die Pont de Normandie – eine Brücke, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. So hoch geht es dort hinauf. Aber der Blick ist toll. Auch wenn man ihn als Fahrer nicht zu ausgiebig geniessen sollte. Dann muss ich noch einmal was um die 6,–€ für die Autobahn zahlen und das war’s. Am Mont St. Michel finde ich einen Parkplatz hinter einem Cidreladen, für umsonst, bzw. für den freiwilligen Kauf von 2 Flaschen Cidre Aus dem Badfenster kann ich den Mont St. Michel sehen. Es ist zwar nur ein einfacher enger Parkplatz, aber ich habe Glück und stehe direkt am Rand mit Blick auf den Kanal. Mit dem Rad und zu Fuß geht’s dann zum heiligen Berg, der ursprüngliche einmal eine wirkliche Insel war, die jedoch durch den Bau einen Gezeitenkraftwerks und der ehemaligen Brücke versandet ist. Dies versucht man zurzeit wieder rückgängig zu machen. Wie erwartet tummeln sich Menschenmassen auf dem Berg. Dennoch ist es ein imposantes Bauwerk und absolut sehenswert. Den Eintritt von 10,–€ in die Abtei habe ich mir jedoch aufgrund der anstehenden Touristengruppen gespart.
07.09. – 08.09.2019 St. Malo
Wir fahren auf den Campingplatz http://www.ville-saint-malo.fr/camping-la-cite-dalet/ Der Platz liegt direkt in St. Malo auf einer der Halbinseln, ist einfach, aber schön gelegen mit Blick auf die Altstadt (Intra Moros) . Kosten: 12,–€/Tag incl. Strom ohne sanitäre Einrichtungen. Vorher machen wir noch einen kurzen Stopp in Canale.
In St. Malo muss Dobby erst mal Schläfchen machen. So mache ich mich zu Fuß auf Erkundungstour auf der Cite d’Aleth, die sich prima zu Fuß umrunden lässt. Blaues Wasser, kleine Buchten und Strände, Cafés und Restaurants und überall Relikte aus er Vergangenheit
Den Nachmittag und Abend verbringe ich mit einem Schläfchen und Reparaturarbeiten an Kleidung und Frauchen.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne, wie bestellt und ich kann draußen frühstücken. Dobby hält immer noch nichts von frischer Luft. So mache ich mich zeitig auf in die Stadt.
Hier riecht es eindeutig nach Seeräuber! Die Altstadt ist komplett von einer Stadtmauer umgeben. Dies und die vorgelagerten Felsen und Inselchen mit kleinen Festungen machen die Vorstellung leicht, dass die Stadt im Mittelalter schier uneinnehmbar gewesen sein muss und dass es hier sicherlich von Piraten gewimmelt hat ;-). Da Ebbe ist, umrunde ich die Stadtmauer erst einmal von unten und mache einen kurzen Abstecher auf die Insel Grand Bré, muss aber bald wieder zurück, da die Flut einsetzt und dass Wasser mir auf dem Rückweg schon bis zu den Kien reicht. Anschließend lasse ich mich durch die Gassen treiben, entdecke in einem Klamottenladen meine Nachbarn vom Campingplatz, kaufe du Beurre salé, trinke ein Käffchen und esse zu guter letzt Moules Frittes mit Blick auf die Insel mit dem Fort National. St. Malo ist sehr sehenswert!
09.09.2019
Der Tag beginnt wie angekündigt grau.
Mein Plan für heute ist zunächst einmal bis zum Cap Fréhel zu fahren. Sollte sich dort ein schöner freier Stellplatz finden, möchte ich dort übernachten. Daher tanke ich noch einmal Frischwasser, entsorge Grauwasser und Toilette. Jetzt sind wir für die nächsten Tage wieder sorgenfrei.
Ich nehme nicht den direkten Weg, sondern gebe dem Navi den Weg entlang der Küste vor. Unterwegs gibt es viel zu sehen und einmal mehr bereue ich die „knapp“ bemessene Zeit. Ach, wenn ich nur könnte wie ich wollte, ich würde alle 10 Kilometer einen Zwischenstopp einlegen. Doch auch so, ist das Programm für die gut 2 Wochen gestopft voll und eigentlich gar nicht zu schaffen.
Der Parkplatz am Cap Fréhel, den ich auch für eine Übernachtung ins Auge gefasst habe, ist nachts für Wohnmobile nicht zugelassen. Das Ticket für den Tag kostet 5,–€. Somit ist eine Weiterfahrt nach dem Besuch des Caps beschlossene Sache.
Aber erst einmal mache ich mit Kamera, Rucksack und Regenjacke auf Erkundungstour.
Leider ist der Himmel wolkenverhangen. Bei schönem Wetter könnte man sicherlich spektakuläre Fotos schießen.
Auf der Suche nach dem besten Motiv klettere ich in den Felshängen herum, steche mir beim Abstützen mehrmals den Ginster in die Pfoten. Meine Knie protestieren, doch keifen gilt nicht. Auf den Touripfaden kann jeder …. und auf die Art finde ich trotz der herumwandernden Menschen immer noch ruhige und einsame Felsnischen zum verweilen. Steilküste, Meer und Brandung. Luft und das Gefühl von Freiheit.
Nach gut 2 Stunden beginnt es dann zu regnen und ich mache mich auf den Rückweg zum Mobil, plane die nächste Route entlang der Küste nach Plougrescant. Als Nachquartier suche ich mir den Camping Municipal der Beg Ar Vilin aus. Auf der Fahrt regnet es ohne Unterlass. Eigentlich ok. So habe ich das schlechte Wetter für die Fahrt genutzt. Unterwegs entdecke ich etliche Parkplätze, die ein Verbot für Wohnmobile ausweisen, oder höhenbeschränkt sind, was sogar das Anhalten für einen Fotostopp zum Teil unterbindet. Auch an einigen Ortseingängen sind bereits Schilder angebracht, die das Parken von Camping Cars auf öffentliche Plätzen untersagen.
Auf dem Weg zum Platz verfahre ich mich zunächst und lande in einem niedlichen Hafen. Der 1. Impuls ist: Och hier könnte ich doch auch stehenbleiben. Doch ein Blick auf die Beschilderung verrät ein Verbot für Wohnmobile.
Also doch auf den Campingplatz. Der ist auch schön in einer Bucht mit hunderten kleiner Felseninselchen gelegen. Kostet 12,50€. Über die Sanitäranlagen spreche ich jetzt mal nicht – ich habe ja alles an Bord.
Am Abend kann ich meine schmerzenden Knie noch einmal zu einem Ausflug entlang der Bucht überreden.
Die vielen aus dem Meer ragenden Felsen reihen sich entlang der ganzen Küste. Hier möchte ich nicht unbedingt Boot fahren…
10.09.2019on
Heute gibt es nur ein kürzeres Stück Weg. Bis nach Trégastel. An die Cote Granit rosé. Auch hier hatte ich mir eigentlich über die Park4Night App einen Freistehplatz ausgesucht, doch inzwischen schwindet die Hoffnung, dass dort kein Verbotsschild steht. Daher suche ich mir auch hier einen Camping Municipal.
Camping Municipal Landrelec. Auch dieser Platz liegt direkt am Meer. Die Sanitäranlagen sind ähnlich ansprechend wie auf dem vorigen Platz, doch der Blick aufs Wasser ist unbezahlbar.
Leider ist es auch heute bewölkt und es regnet immer wieder. Dennoch schwinge ich mich aufs Rad und fahre die knapp 6km bis zum Phare de Men Ruz. Unterwegs komme ich am Wohnmobilstellplatz von Trégastel vorbei. Trotz nur 8,–€ für die Nacht, wäre das für mich keine Option. Ein Auto am Anderen, an der Hauptstraße keinerlei schöne Aussicht. Da lobe ich mir meinen Campingplatz. Schon ein ganzes Stück vor dem Ziel ist die Durchfahrt für Campingfahrzeuge verboten. Aber ich bin ja mit dem Rad unterwegs.
Und jetzt muss ich einmal eine Theorie aufstellen : Ich glaube als Gott fertig war die Welt zu erschaffen, hatte er jede Menge Felsen, Steine, Felsblöcke, in grau, weiß und rot übrig und hat beschlossen, sie vor der Küste der Bretagne ins Meer zu werfen.
Hier, an der Cote Granit rosé, sind sie- wie der Name schon sagt- rötlich. Die ganze Küste liegt voll von riesigen roten Granitblöcken, welche durch Wind und Wasser zu bizarren Welten geformt wurden. Hier gibt es keine schroffen kantigen Felsen. Nein alles ist rund und weich geformt. Ein spektakuläres Bild. Nur an ganz wenigen Stellen können ein paar Pflänzchen Fuß fassen. Ansonsten nur riesige rote, runde Brocken.
Natürlich kann ich mir auch hier das Klettern zwischen den Brocken nicht verkneifen und versuche so nah wie möglich an die Brandung zu kommen. Ein bisschen Abenteuer muss ja schliesslich sein!
Irgendwann ist es genug der roten Steine und ich mache mich über den Plage Ti Al Lia auf den Rückweg zum Mobil. Es hat den ganzen Tag immer mal wieder geregnet und ich bin durchgeweicht und müde.
Madame Dobby hat sich inzwischen dazu durchgerungen doch immer mal aus dem Mobil heraus zu kommen und die Gegend zu erkunden.
Jetzt ich Frauchen ! : Also das mit dem Wohnmobilfahren geht schon. Inzwischen habe ich mich wieder ein wenig an die Schauckelei gewöhnt und wenn wir dann Pause machen, gibt es draußen immer mal was zu erkunden. Außerdem kann ich das lustige rein-raus Spiel spielen. Nicht was Ihr jetzt wieder denkt! Ich stelle mich vor die Tür und maunze, weil ich raus will. Also steht Frauchen von Ihrem Stuhl auf, macht mich ans Leinchen und läßt mich raus. Sie setzt sich wieder hin und ich mache lustige Knoten um alle verfügbaren Stühle. Dann maunze ich wieder. 🙂 Sie steht wieder auf und entwirrt das ganze Chaos. Dann bleibe ich noch 1-2 Minuten draußen und springe wieder ins Mobil. Dann steht Frauchen wieder auf und muss mich wieder von der Leine lassen, damit ich mich im Wohnmobil um nix drumwickle. Vor Kurzem hat sie die Leine dran gelassen und da hab ich mit dem Leinchen das Windlicht und Frauchens Lieblingslampe vom Tisch gefegt…. Sie hat es mit Fassung getragen- ich hab auch möglichst zerknirscht aus der Wäsche geschaut.


Und zum Glück kann sie ja gut reparieren. Die Lampe funktioniert wieder – nur das Windlicht ist hin 😉
Ach so! Wenn ich dann 5 Minuten wieder im Mobil bin, maunze ich wieder, damit Frauchen mich wieder raus lässt… und so weiter….
So, jetzt ich wieder Dobby:
Ja manchmal ist sie schon ein kleiner Nervsack, aber ich bin ja froh, dass sie das alles so mitmacht.
Zurück zum Tag, bzw. Abend. Tatsächlich lässt sich die Sonne noch einmal kurz sehen und lockt mich mit der Kamera noch einmal an den Strand, wo noch einige schöne Bilder entstehen.
11.09.2019
Nachdem ich gestern einmal meine Resturlaubszeit mit den noch ausstehenden Zielpunkten verglichen habe, bin ich zu dem Schluß gekommen, dass ich das Programm kürzen muss.
Ich werde schweren Herzens den Park Regional d‘Amorique links liegen lassen. Habe mir für heute 2 Tage auf dem Stellplatz an der Anze Poulizan verordnet. Dann soll es für 2 Tage nach Concarneau gehen und die restlichen Tage möchte ich in der Gegend von Quiberon verbringen.
So nehme ich am Morgen den schnellsten Weg nach Plougonvelin. Der Wetterbericht sagt, wenig Regen mit Wolken und Sonne.
Am Stellplatz angekommen mache ich leider einen entscheidenden Fehler. Ich buche gleich für 2 Tage, anstatt nur 1 Tag mit Option auf Verlängerung. Der Stellplatz ist schön mit tollem Blick aufs Meer, aber hier ist so gar nichts los.
Ich schwinge mich aufs Rad (2. Fehler – ich lasse meine Regenjacke im Mobil) Schon auf dem Weg ins Örtchen fängt es an zu nieseln. Im Ort ist nichts los, also strample ich trotz Nieselregen wieder steil bergauf und will zum Point St. Mathieu. Unterwegs entdecke ich noch einen tollen Freistehplatz ohne Verbotsschild 😦 . Inzwischen wird er Regen stärker und ich breche mein Vorhaben ab. Ein kurzer Blick entlang der Küste, zeigt mir, dass es ohnehin keine Sicht gibt und so grummele ich zurück zum Mobil.
Schiet egal – ich hab zwar für Morgen bezahlt, aber ich werde trotzdem weiterfahren. So toll ist es hier nicht, dass ich noch einen Tag dranhängen muss. Sind halt 9,–€ für die Gemeinde.
Morgen gibt es dann eben noch einmal einen Fahr-Tag. Erstes Ziel soll Locronan werden, dann über Douarnenez zum Cap Sizun und dann mal schauen wo wir schlafen. Da lege ich mich jetzt einfach mal nicht fest.
12.09.2019
Heute geht‘s früh aus den Federn – schliesslich gibt es Einiges zu erledigen. Das schlechte Wetter hält sich trotz aller anderslautenden Vorhersagen hartnäckig. Ich bereite Dobby auf einen anstrengenden Tag vor und dann geht es los.
1. Ziel Locronan
Das mittelalterliche Dörfchen wirkt ein wenig, wie eine Puppenstube. Der Ortskern ist autofrei daher muss der fahrbare Untersatz für 4 Euro am Ortsrand abgestellt werden. Ich bin schon recht früh da und der Ort beginnt sich langsam zu füllen. Ich möchte nicht wissen, was hier in der Hauptsaison los ist.
Geht man durch die Gässchen und Straßen, kann man verstehen,warum der Ort schon einigen Filmen als Kulisse gedient hat. Man fühlt sich ein wenig wie aus der Zeit gefallen.
Der Rundgang endet nach ca. 1 Stunde und wir ziehen weiter nach Douarnenez.
Ich stelle das Wohnmobil am Quai du Grand Port ab und stecke meine Nase zunächst einmal in die gegenüberliegenden Fischgeschäfte. Das riecht zwar nicht gut, schaut aber lekker aus.Ich schlendere durch ein paar verwahrloste Hintergassen zum Quai de petit Port. Hier gibt es einige nette Restaurants und Bars und die Promenade wird durch ein bunter Häuserzeile gesäumt.
Sicherlich gäbe es hier noch Einiges mehr zu entdecken, jedoch bleibt nur die Zeit für diese kurze Stippvisite. Wenigstens ein kleiner Eindruck.
Der Weg führt uns weiter entlang des Boulevard de Général de Gaulle. Dieser führt an einem Binnenarm entlang, der etlichen Segelbooten als Hafen dient. Auch Wohnmobile sind hier offenbar geduldet. Doch ich will weiter zum Point du Raz.
Bis dorthin sind es noch ca. 40 Minuten. Kurz bevor es zum Pointe du Raz abgeht erinnere ich mich daran, irgendwo gelesen zu haben, dass die Parkgebühren dort so exorbitant hoch sein sollen und man besser zum Point du Van fahren soll. Diesem Ratschlag folge ich zum Glück und finde Platz auf dem kostenfreien Wohnmobilstellplatz, der aber schon am frühen Nachmittag fast komplett voll ist. Und das in der Nebensaison.
Nach einer kurzen Stärkung und einer Stippvisite von Dobby außerhalb des Wohnmobils gehe ich Richtung Klippen. Der Blick ist sensationell. Ein Panorama mit einer unglaublichen Weite. Unzählige Buchten, Klippen, schroffe Felsen und gegenüber scheint die Sonne auf die weiße Steilküste der Ile de Sein, oder ist es die Cozon Halbinsel?
Ein Stück des Weges liegt eine Kapelle oberhalb der Klippen und man kann den Pointe du Raz und die vorgelagerten Leuchttürme im Nebel erkennen. Im Hinterland wieder blühende Heidelandschaft mit gelbem Ginster durchsetzt.
Steilküsten sind einfach toll! Und diese war besonders schön.
Jetzt sind es noch gute 25 Minuten bis nach Audierne. Ich bestelle im Geiste einen freien Stellplatz und meine Bestellung wird erhört. Dank der Kürze meines Wingamm finde ich einen Logenplatz mit freiem Blick aufs Wasser. Die Großen Mobile stehen in Reih und Glied eng nebeneinander auf dem Parkplatz.
Heute Abend will ich mit ein Essen gönnen und suche nach Bewertungen, Le Bar Breton aus. Doch zunächst fahre ich noch einmal durch den kleinen Hafen bis zum Leuchtturm. Hier öffnet sich eine große Bucht mit einem breiten Sandstrand. Auch schön.
Leider entpuppt sich das Essen als mittelmäßig und ich fahre einigermaßen zerknirscht wieder zurück zum Mobil. Das hatte ich mir anders vorgestellt.
13.+14.09.2019
2 Tage Concarneau
Ich habe mir für Concarneau wieder einen Camping Municipal ausgesucht. So beziehe ich am späten Vormittag meinen Platz auf dem Camping du Moulin d‘Aurore.
Der Camping wirkt ein wenig vernachlässigt, ist aber wunderschön und es ist wenig los. Erst es einmal suche ich einen Platz mit Meerblick. Davon gibt es hier ungefähr 4 Stück. Denn trotz unmittelbarer Nähe ist der Blick zum Meer wie so oft durch Zäune und Hecken versperrt. Nach etlichem hin und her um endlich halbwegs gerade zu stehen, bin ich zufrieden. Ein kleines Stück Meer kann ich sehen. 🙂
Vom Mobil aus, sogar ein größeres.
Zur Belohnung gibt es Kaffee und Kekse und ich lausche der Stille, die nur durch Vogelgezwitscher „gestört“ wird.
Ich schaue kurz nach wie weit es nach Concarneau City ist und entscheide mich für den Fußmarsch von 20 Minuten. Der Weg führt am Strand entlang und bietet schon einmal einen schönen Blick auf die Stadt und die Mauer welche den alten Inselteil umgibt. Eine kleine Fähre befördert mich für 1,–€ auf die Insel. Die Gässchen sind schön aber voll von Touristen und Läden. Ich schlendere mal hier und mal dort hinein, lasse mich jedoch nicht zum Kaufen animieren. Lediglich einem Eissalon, der selbst-gemachtes Eis anbietet kann ich nicht widerstehen und kaufe mir eine Kugel Joghurt/Waldfrucht. Als die Frau den Preis nennt, verschlägt es mir kurz den Appetit. 4,–€ für eine Kugel Eis! Ok, aber bestellt ist bestellt. Wenigstens schmeckt es.
Ich verlasse die Museumsinsel und schaue mich noch ein wenig um. Hier gefällt es mir.
Die Stadt wirkt unaufgeregt, lebendig.
Den Rückweg nehme ich durch den Hafen, entlang der Werften und am Restaurant Coquille vorbei. Hier isst Kommisar Dupin immer sein Entrecote wenn er spät abends vom Ermitteln zurückkommt. Aber die haben gar kein Entrecote auf der Karte ….
Der Abend geht faul am Wohnmobil zu Ende und am nächsten Morgen schwinge ich mich aufs Rad. Ich brauche Lebensmittel und im Zentrum sind „les Halles“, ein täglich stattfindender „Markt“. Die Sonne scheint, die Luft ist herrlich frisch und in les Halles decken sich die Franzosen fürs Wochenende mit Lekkereien ein. Ich habe mir die Hallen größer vorgestellt. Dennoch gibt es allerlei Feines zu entdecken. Unter Anderem erstehe ich Vongole für mein Abendessen, ein Croissant auf die Hand und ein Baguette und das zu einem günstigen Preis. Baguette+Croissant 2,–€ und die Muscheln, ca 400gr für 3,80€. Das passt! Den Rest an Lebensmitteln kaufe ich im Carrefour und beim Metzger in einer Seitenstraße.
Im Café Amiral trinke ich einen Café au Lait und dann schwinge ich mich aufs Rad um meine Beute zurück ins Wohnmobil zu schaffen.
Nachmittags gehe ich noch einmal in die andere Richtung zur Anse de Kersaux. Der Weg ist sehr schön. Links ein wunderbarer Kiefernwald und rechts die Bucht, mit Blick auf Concerneau und die Anse der Kersaux.
Leider endet der Weg etwas blöd im Ort und man muss ein wenig durch die Häuser laufen um zum nächsten Strand zu kommen. Dort setze ich mich erst einmal mit den Füßen ins Wasser und schaue mir die Idylle an.
Dann ist es genug der Aktivitäten. Käffchen und anschliessend Spaghetti Vongole und heute Abend noch mal kurz ums Eck um den Sonnenuntergang zu geniessen.
15.+16.09.2019
Heute ziehen wir weiter Richtung Quiberon und riskieren auf dem Weg noch einen Blick nach Pont Aven. Dies ist ein wirklich idyllischer kleiner Künstlerort und würde sich auch für eine Übernachtung eignen, auch Paul Gaugin hat hier sein „Unwesen“ getrieben, aber mein Plan ist ein Anderer.
Ich möchte kurz vor Quiberon in Etél noch 2 Tage beliben und dann weiter zum Camping Sable blanc bei Qiberon. Doch wie so oft , kommt es anders als man denkt. Der Platz in Etél ist zwar am Meer aber vom Typ Laubenpieperhausen. Hier bleibe ich nicht. Also weiter suchen. Kein Freistehplatz in Sicht – also weiter nach Sable blanc. Doch auch dieser Platz gefällt mir nicht. Zu weit weg von Allem. So bemühe ich nochmals Tante Google und finde erneut einen schönen Camping Municipal kurz vor Quiberon.
Direkt am Wasser, 10 Min. mit dem Rad nach Qiberon – alles super. So beschließe ich meine letzten Urlaubstage hier zu verbringen. Das Wetter ist genial, ich kann sogar schwimmen gehen, die französischen Nachbarn sind nett – auch wenn die Verständigung schwierig ist und gegenüber ist ein Bistro mit lekker Essen
Mit dem Fahrrad erkunde ich die Cote Sauvage, die zurzeit gar nicht wild ist, sondern sich von Ihrer sonnigen und windstillen Seite zeigt. Dann geht es nach Quiberon City. Hier kaufe ich ein Fährticket für den morgigen Tag zur belle Ile en Mer und dann zurück zum Mobil, schwimmen und Sonne genießen.
Jetzt wieder ich : Mir ist noch ein echtes Meisterstück gelungen. Die kurze Flucht in ein anderes Mobil.
Frauchen sitzt draußen, sortiert Fotos und schreibt an ihrem Urlaubsbericht. Ich bin im Mobil und das Fliegengitter ist zu.
Auf einmal sagt der Nachbar zur Frauchen: „Madame, regardez, la Lune!“ Über dem Meer geht ein dicker, fetter, oranger Vollmond auf. Fauchen schießt hoch wie von der Tarantel gestochen, rennt is Mobil und holt das Stativ für ihre Kamera. Währenddessen schleiche ich mich aus dem Mobil. Frauchen ist erst mal mit Fotografieren beschäftigt und ich bin auf dem Weg zu übernächsten Nachbarn. Doch der ruft: „Oh – une chat!“, worauf er direkte Nachbar meint: „Une Chat? C‘est la chat de la Madame! Madame! Votre Chat!“ und Frauchen meint: „Ma Chat? La blache chat?“ „Oui, meint der Nachbar und zeigt in Richtung des Mobils des übernächsten Nachbarn. „Dans il Camping Car“. – Verräter !!!!
Frauchen lässt alles stehen und liegen und rennt zu dem Mobil, welches ich gerade in Augenschein nehme.
Ui – die ist sauer…. Meint ich würde wohl spinnen. Packt mich und bringt mich zurück nach Hause.
Dafür verpasse ich ihr erst einmal eine nette Strieme auf die Hand. Man wir ja wohl noch einmal einen Ausstattungsvergleich vornehmen dürfen…!
Ausreißer! Ich frage mich, was so interessant an anderen Mobilen ist. Ich entschuldig mich bei den Nachbarn und stecke Dobby wieder ins Mobil… Uff. Das ist nochmal gut gegangen.
17.09.2019
Am Dienstag mache ich noch einen Ausflug zur belle Ile en mer. Dort angekommen stellt sich die Frage, auf welchem Wege man die Insel am Besten erkundet. Ich entscheide mich für den Linienbus in Richtung Locmaria und steige unterwegs einfach irgendwo aus um die restliche Strecke auf dem Küstenweg zurück zu legen. Die Küste ist traumhaft. Klippen wechseln sich mit weißen Stränden ab. Das Wasser ist türkisblau und die Sonne gibt ihr Bestes. Doch der Weg ist wirklich richtig angestrengend. Es geht steitg extrem steil bergab oder bergauf. Meine Knie moppern wieder und mir läuft der Schweiß in Strömen den Rücken herab. Gut, dass ich meinen Badeanzug und das Handtuch im Mobil vergessen habe. Sonst könnte ich ja unterwegs einfach mal so ins Wasser springen und das wär ja doof.:-(
Am Ende bin ich froh Locmaria erreicht zu haben und freue mich auf den Bus zurück nach Le Palais. Dort streife ich noch ein wenig langsam durch die Straßen, setze mich in eine Bucht mit Füße im Wasser, trinke einen Kaffee und bin froh als es 17 Uhr ist und die Fähre kommt. Ich bin mehr als platt.
Jetzt nur noch zurück ins Mobil, duschen und Füße hoch.
18.09.2019
Mein letzter wirklicher Uralubstag vergeht gemütlich. Ich kaufe noch ein paar dringend benötigte Lebensmittel (Cidre, Beurre salé…) ein und genieße das Meer und die Wellen. Inzwischen hat nämlich der Wind ziemlich aufgefrischt und lässt mich noch ein paar schöne Meerfotos schießen.
Wenn’s Draußen weht, wird Drinnen geschlafen
19.09.2019
Nun ist es soweit : Meer und Bretagne ade!
Um 8:30 Uhr sind wir abreisebereit und fahren die schnellste Route über die Autobahn (Rennes, Le Mans, Paris) bis nach Ponte-Sainte Maxence. Dort gibt es einen Stellplatz an der Oise.
Die Peripherie von Paris gibt mir den Rest. Was ein Moloch! Auto an Auto und dazwischen Roller und Motorräder, die sich in einer Affengeschwindigkeit durch die dahinkriechenden Autoschlangen drängeln. Gibt es eigentlich eine Statistik, wie viele Zweiradfahrer in Paris auf diese Art und Weise ihr Leben lassen? Der Wahnsinn. Hauptsache cool und Erster!
Ich bin froh und müde als ich den Stellplatz erreiche, der zwar schön am Fluß liegt, aber durch die nahegelegene Bushaltestelle nicht gerade leise ist. Aber ich muss Morgen sowieso früh weiter und so ist der Platz für eine Übernachtung gut.

20.09.2019
Um 13:30 treffen wir wohlbehalten wieder zu Hause ein.
Ausräumen, waschen, Wohnmobil putzen ….
Fazit:
Die Bretagne ist definitiv eine Reise wert. Ich hatte zugegebener Maßen richtig Glück mit dem Wetter und konnte noch schön draußen sitzen und geniessen. Das kann natürlich am Atlantik auch ganz anders aussehen.
Mehr als einmal war ich froh, dass ich so ein kleines und wendiges Wohnmobil habe. Sei es aufgrund der doch oftmals sehr engen Straßen, oder der Tatsache, dass ich in den meisten Fällen einfach noch einen netten Stellplatz finde, der für ein größeres Fahrzeug nicht erreichbar wäre.
Überrascht war ich über die vielen Übernachtungsverbote für Wohnmobile. Das hatte ich in Frankreich anders in Erinnerung, aber das ist auch schon 15 Jahre her. Inzwischen hat wohl auch hier die Flut an Fahrzeugen die es mittlerweile gibt, eine Reglementierung zur Folge. Ich bin der Meinung, dass man diese Verbote auch befolgen sollte. Sie haben Ihren Grund. Entweder weil sich Anwohner gestört fühlen oder um die Natur zu schützen. Die Campings municipal in Frankreich sind fast alle sehr gut gelegen und preiswert, daher bieten sie eine gute Alternative zu den oftmals engen und häßlichen Stellplätzen.
Zu den Fahrzeugklassen auf der Autobahn: Mein Wingamm (Höhe 2,96mtr und unter 3,5Tonnen) gehört eigentlich in die Fahrzeugklasse 2, wurde jedoch an fast allen Stationen mit Fahrzeugklasse 3 abgerechnet. Man kann zwar an der Station den Hilfeknopf drücken, doch bis sich dort jemand meldet und man dann auf französisch klar gemacht hat, was man will, bekommen die nachfolgenden Fahrzeuge die Krise. Also werde ich versuchen im Nachgang bei der Sanef die falsch eingezogen Gebühren zurück zu fordern. Das finde ich extrem ärgerlich.
Mal wieder sehr gelungen
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